Claudia Mertens

ch war schon fast 16 Jahre alt, als ich angefangen habe, Querflöte zu spielen. Eine Mitschülerin, die ab und zu in der Schulmesse Flöte spielte, hat den zündenden Funken bei mir ausgelöst: Das will ich machen – Ich will Querflöte studieren! Das wusste ich auf einmal ganz sicher! Aber da ich noch nicht einmal eine Flöte in der Hand gehabt hatte, wollte ich mich nicht lächerlich machen, und habe niemandem etwas davon erzählt. Meine Mutter hat mich an der Musikschule in meiner Heimatstadt Mönchengladbach angemeldet, aber es gab eine Warteliste, und ich musste fast ein Jahr warten, bis ich an die Reihe kam. Als ich dann endlich mit dem Unterricht anfangen durfte, fand ich mich in einer Dreiergruppe mit zwei unmotivierten zehnjährigen Jungen wieder… Es war ein harter Weg, bis ich schließlich soliden Unterricht bei einer Flötistin des Orchesters bekam, die mir die technischen Grundlagen vermittelte, so dass ich die Aufnahmeprüfung bestehen konnte. Von Anfang an habe ich auch Unterstützung von den Kantoren und Organisten in meiner Heimatstadt erfahren, die ihrerseits musizierende Kinder in meinem Alter hatten, und uns in den verschiedensten Besetzungen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit eingesetzt haben.

Bevor ich mit der Querflöte angefangen habe, spielte ich Sopranblockflöte und Akkordeon. Mit Blockflötenunterricht habe ich schon während der Schulzeit mein Taschengeld aufgebessert, und erste Unterrichtserfahrungen gesammelt.

Auch nach Jahrzehnten in meinem Beruf liebe ich den Dreiklang: Spielen – Unterrichten – Üben.

Es gibt Zeiten, da finde ich es zunächst etwas schwierig, mit dem Üben anzufangen: es gibt immer soo viel anderes spannendes zu tun, und der Tag ist irgendwie immer zu kurz! Ich muss mich dann, unabhängig von Lust und Zeit, erst entscheiden, zu üben. Denn – das – mehr oder weniger – tägliche Üben ist viel mehr, als es zunächst scheint: Es ist auch ein Weg, der mir im Laufe der Jahre immer wichtiger geworden ist: ein Weg der Auseinandersetzung mit mir selbst, mit dem Leben, meinem Instrument, der Musik – egal, in welcher Reihenfolge. Und mit dem nächsten Publikum: das auch die Schüler im Unterricht der nächsten Tage sein können.

Und, im Gegensatz zu vielen anderen Situationen im Leben: mein Üben gibt mir Klarheit, und immer direktes Feedback über mein Tun: wenn ich gut und konzentriert übe, wird mein Spiel – auch an schlechten Tagen in mindestens irgendeiner Dimension – besser. Wenn ich unkonzentriert übe, wird es nicht nur nicht besser, es wird möglicherweise sogar eher weniger gut, und es macht dann bald auch keinen Spaß mehr. So zieht sich der Prozess des Übens wie ein roter Faden durch mein Leben.

Dies sind die Stationen meines Werdegangs:

  • Studium mit Hauptfach Querflöte
  • in Aachen bei Anthony Reiss,
  • in Münster bei Prof. Ursula Wüst,
  • in Dortmund bei Prof. Ludwig Jann.
  • Studium Alte Musik am Koninklijk Conservatorium Den Haag mit Hauptfach Traversflöte bei Barthold Kuijken.

Während des Studiums Unterrichtshospitationen bei Prof. H.P. Schmitz HdK Berlin, und Winfried Michel, Musikhochschule Münster. Pädagogikklasse bei Frans Vester, Den Haag, und Eric Dequeker in Leeuwen. Kontrapunkt bei Mvr. Kien-Vermaasz.

Impulse Neue Musik in Darmstadt, Den Haag (K.-H. Stockhausen, E. Varèse).

Unterrichtstätigkeiten:

  • Lehrauftrag an der Westfälischen Wilhelmsuniversität
  • Musikschule Hamm
  • Schule für Musik im Kreis Warendorf
  • Musikschule der Stadt Erwitte

Langjährige Konzerttätigkeit mit Schwerpunkt im Kantatenwerk J.S Bachs mit der Oberhessischen Bachkantorei, Ensemble Lingua Animata, L‘ Orchestre Gelsenkirchen. Regelmäßige Auftritte mit Musica Antiqua Markiensis, einem Ensemble, das sich auf historische Instrumente spezialisiert hat.

Claudia Mertens

Querflöte